Die Binnendüne in
Sandhausen |
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Der
Ort Sandhausen liegt im Rhein-Neckar-Kreis in
Baden-Württemberg. Schon der Name weist auf die große
Besonderheit hin: der Ort befindet sich im Bereich
einer großen Binnendüne, die sich während der letzten
Eiszeit durch Flugsande des Rheintals gebildet hat.
Diese Dünen wurden auf dem rechten Rheinufer angeweht
und hatten ursprünglich eine sehr große Ausdehnung
(von Karlsruhe bis nach Mainz). Von ca. 8.000 bis
6.000 v. Chr. war unsere Landschaft eine Art Steppe,
und es wanderten Pflanzen aus dem Mittelmeerraum
wie auch aus den Steppengebieten im Osten ein. Danach
setzte nach und nach die Bewaldung ein. Lange gab es
die Theorie, dass die offenen Sandrasen ein Relikt aus
der Zeit der Steppenlandschaft seien. Doch
wahrscheinlich waren die Sanddünen zwischenzeitlich
komplett bewaldet, und offene Sandflächen entstanden
erst wieder nach den verschiedenen Rodungsphasen im
Mittelalter.
Die Dünen blieben also nicht vom Menschen
unbeeinflusst. Es gab verschiedene Versuche, die
Sandgebiete landwirtschaftlich zu nutzen. Unter
anderem wurde Weinbau versucht, Tabak und Spargel
finden sich auch heute noch in der Umgebung der Dünen.
Große Teile sind heute von Kiefernwäldern bedeckt (die
Schwetzinger und die Hockenheimer Hardt). Diese
Kiefern sind vermutlich nicht die natürliche und
ursprüngliche Bewaldung. Wahrscheinlicher ist, dass
auch auf den Dünen am Ende der natürlichen Sukzession,
wie in weiten Teilen Deutschlands, ein Laub-Mischwald
mit einen hohen Anteil an Buchen wuchs.
Nur wenige
Bereiche haben den ursprünglichen Dünencharakter
beibehalten. Dort konnten sich jene Steppenvegetation
erhalten oder wieder einstellen, die heute als
botanische Besonderheit und floristische Rarität gilt.
Bereits im letzten Jahrhundert wurden Teile der
Sandhäuser Dünen unter Schutz gestellt. Ein kleiner
Bereich ist sogar umzäunt und daher nicht für die
Öffentlichkeit zugänglich.
Die Fotos auf
diesen Seiten sind allesamt unter Einhaltung der
gebotenen Rücksicht auf Natur- und Artenschutz
entstanden. Fotografiert wurde entweder bei geführten
Begehungen der besonders geschützten Gebiete, oder von
den offiziellen Wegen aus,
die durch die Gebiete führen.
Nicht nur die
Flora, sondern auch die Fauna der Binnendüne ist
bemerkenswert und schutzwürdig. Insbesondere bei den
Insekten gibt es eine Reihe von Spezialisten, die
ansonsten nur sehr selten in Baden-Württemberg
vorkommen.
Zu den
Dünengebieten zählen die folgenden Einzelbereiche:
- Düne
Pferdstrieb (Nord und Süd) am Ortsrand von
Sandhausen (NSG)
- Düne
Pflege Schönau (NSG)
-
Galgenbuckel (weitestgehend bewaldet mit einem
kleinen freien Bereich mit offenem Sand) (NSG)
-
Zugmantel-Bandholz - eine alte, renaturierte
Sandgrube südlich von Sandhausen (NSG)
- weniger
wertvolle Sandrasen findet man auf dem Alten und
Neuen Friedhof in Sandhausen.
Am
Nordrand des Hardtwaldes bei Oftersheim liegt die
Oftersheimer Düne. Genau genommen ist der Großteil
bewaldet. Sandrasen finden sich auf einem kleineren
unbewaldeten Teil, der aber durch die in dessen Mitte
weiter statt findende Landwirtschaft in den letzten
Jahren einen Großteil seiner geschützten Arten
verloren hat.
- NSG
Friedenshöhe
- NSG
Dreieichenbuckel
- NSG
Feldherrenhügel
- NSG
Golfplatz-Rheintal - ein ursprünglich von
US-Streitkräften genutzter Golfplatz, an dessen Rand
sich ebenfalls winzige, dafür umso interessantere
Flächen befinden.
Nördlich schliesst sich das NSG Hirschacker-Dossenwald
an, in dem sich ebenfalls interessante Relikte
erhalten haben, obschon das Gebiet sogar als
Übungsgelände der US-Streitkräfte hinhalten musste.
Gleiches gilt
für die Viernheimer Heide, die sich bereits in Hessen
befindet. Im Bereich der Viernheimer Heide besonders
erwähnenswert ist das
Noch
weiter im Norden gibt es bei Darmstadt und Mainz
weitere Sandgebiete (Griesheimer Düne und Großer Sand
in Mainz).
Hier geht es zur Internetseite des Nabu Walldorf-Sandhausen.
Anklicken der Fotos
führt zur nächsten Seite!
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W I R B E L T I E R E
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I N S E K T E N
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S P I N N E N
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S C H N E C K E N
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B L Ü T E N P F L A N Z E N
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M O O S E
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P I L Z E & F L E C H T E
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Landschaftspflege und Beweidung
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Neophyten
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Literatur
und Quellen:
- Die Pflanzenwelt der
Sandhäuser Dünen (W. Winterhoff)
in: Heimatbuch der Gemeinde
Sandhausen. Gemeinde Sandhausen, Heidelberg 1986
(Seite 23-30). ISBN 3-920 431-56-1
- Der Mainzer Sand.
Mainzer Naturwissenschaftliches Archiv, Band 25,
Mainz 1987. ISSN 0542-1535 (zusammengestellt
von Jürgen H. Jungbluth)
- Die
Sandhausener Dünen. Naturkundliche
Beiträge zu den Naturschutzgebieten "Pferdstrieb"
und "Pflege Schönau-Galgenbuckel". Beih. Veröff. Naturschutz,
Landschaftspflege Bad.-Württ. 80, 1-387, Karlsruhe 1994.
ISBN 3-88251-214-8 (zusammengestellt von Ulrike
Rohde)
- Die Farn- und
Blütenpflanzen Baden-Württembergs (Hrsgbr.
Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi), 8
Bände, Ulmer Stuttgart, 1993-1998
- Der Siebstern
(Myriostoma coliforme) in der nördlichen
Oberrheinebene. (Wulfard Winterhoff)
carolinea, 68 (2010): 95-97,
Karlsruhe, 2010
- Die Sand-Silberscharte
in Hessen. Hessen-Forst
Artenschutzinfo Nr. 4, 2. Auflage 2011,
ISSN-Nr.: 1869-4063
- Naturschutzgebiet
Mainzer Sand. Entstehung, Pflanzen und Tiere.
(Herbert Immekus und Dr. Joachim Wolf). 2.
Auflage September 2013
- Die Ausgleichsmaßnahme
zum „Nicht-Rückbau“ der L 600 auf der
Binnendüne am Brühlweg bei Sandhausen. Bachelorarbeit
Maximilian Himberger, Heidelberg, 2013
Zum Thema Wildbienen und
Insektensterben:
- Ronald Burger: Wildbienen
first - unsere wichtigsten Bestäuber und die
Konkurrenz mit dem Nutztier Honigbiene.
POLLICHIA-Kurier 34(2):14-19, 2018
- Ronald Burger: Das
"Insektensterben" und die Bienen. POLLICHIA-Kurier
34(2):19-21, 2018
Wikipedia für
Informationen über einzelne Arten
www.blumeninschwaben.de
zur Bestimmungshilfe
Bibliographie
Mitgliedschaften:
- AHO - Arbeitsgemeinschaft Heimischer Orchideen,
Baden-Württemberg
- Entomologischer Verein Stuttgart 1869 e.V.
- NABU - Naturschutzbund Deutschland e.V.
-
Naturwissenschaftlicher Verein Karlsruhe e.V.
- POLLICHIA e.V.
- Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie in
Rheinland-Pfalz (GNOR) e.V.
Vorträge zu
Naturschutzthemen:
Flora und Fauna der Binnendüne bei Sandhausen
10. Januar 2018, VHS Heidelberg,
19:00 Uhr
12. März 2018, ASB
Seniorenresidenz, Sandhausen, 19:00 Uhr
21. November 2018, Sängersaal im
Pfälzer Hof, Walldorf, 19:30 Uhr
Montenegro: Naturschätze am Skadarsee und
grandiose Landschaften in weiteren Nationalparks
27. Februar 2019, VHS Heidelberg,
19:00 Uhr
Sanddünen und Hohlwege in der näheren
Umgebung: Entstehung, Flora und Fauna
11. Dezember 2019, Heid'sches Haus
Mauer, Homo heidelbergensis von Mauer
e.V.
Mein Dank gilt John F. Burton, Volker
Violet und Prof. Wulfard Winterhoff, von
denen ich immer wieder viel lernen kann. Hannah
Weiser für
Unterstützung bei der Erstellung von Karten.
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letztes Update: 6.7.2024
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Bedrohung der
Dünen-Flora und -Fauna:
Die artenreichsten Areale sind nährstoffarme und
kalkreiche Sandböden. Kalk kann im Laufe der Zeit
ausgewaschen werden. Umweltweinflüsse wie
Stickstoffeintrag durch Düngung, Hundekot und Autoabgase
sind eine grössere Bedrohung. Schon heute sind
Pflanzenarten verschwunden bzw. verdrängt worden von
solchen Gewächsen, die nährstoffreiche Böden lieben,
oder zur Bildung nährstoffreicher Böden beitragen (Bsp.
Robinie). Zu den Bedrohungen gehört auch der Mensch, der
auf manchen Sandflächen traditonell gerne sein Unwesen
treibt: Lagerfeuer und Vermüllung, aber auch als
Spielplatz genutzte Sandhänge.
In einigen Bereichen sind Wildkaninchen mit ihrer
Wühltätigkeit nicht zu unterschätzen. Dünengebiete in
Waldnähe werden auch gerne von wühlenden Wildschweinen
heimgesucht, die durchaus beachtliche Schäden anrichten
können.
Die Dünen bedürfen des Schutzes und der
gesellschaftlicher Akzeptanz. In Sandhausen ist das
öffentliche Bewußstsein für diesen einzigartigen
Naturschatz bei Kommunalpolitikern und der Bevölkerung
leider
nicht sehr ausgeprägt. So wächst der Ort langsam
aber sicher in das Naturschutzgebiet Pferdstrieb hinein,
bis es irgendwann nur noch als Störfaktor für die
weitere Ausdehnung und Bebauung des Ortes gesehen wird.
Ob sich künftige Generationen noch an diesem
einzigartigen Stück Natur werden erfreuen können, ist
daher mehr als fraglich.
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